Kinder stark machen – aber richtig!

Quelle: DOSB.de

Kinder vor sexuellen Übergriffen zu schützen, ist eine große Aufgabe. Und sie beginnt in der Familie. Dort muss der Grundstein für Widerstand gelegt werden. Es geht darum, ein natürliches Bauchgefühl auszubauen. Es beginnt damit, Kinder nicht aus Gründen der Höflichkeit zu Sachen zu zwingen, die sie nicht wollen. Wenn sie die Oma nicht küssen, nicht auf den Schoß des Onkels wollen, dann haben Oma und Onkel das zu akzeptieren. Auch ist es erwiesen, dass 80 Prozent der Täter aus der Familie und aus dem engsten Umfeld kommen. Das beruhigt Eltern in Zeiten wie diesen natürlich nicht, aber der aus dem Auto springende böse Fremde ist eigentlich die Ausnahme. Nichtsdestotrotz muss auch diese Situation mit Kinder besprochen werden.

Was genau sexueller Missbrauch ist, kann man Kinder nicht erkären. Aber man kann ihnen sagen, dass es genauso, wie es Jungen und Mädchen gibt, die nicht lieb sind, auch Erwachsene gibt, die nicht lieb zu dir sind. Eltern sollten keine Angst machen, sondern Regeln etablieren und im Alltag üben. Zum Beispiel, dass Kinder sich abzumelden haben, wenn sie irgendwo hingehen, dass sie keine Geheimnisse hüten, mit denen es ihnen nicht gut geht. Bei Schulungen der Polizei und Sozialpädagogen geht es darum, die Psyche von Kindern zu stärken, ihnen den Mut zu geben, sich zu Wehr zu setzen. Zum anderen gibt es auch ganz pragmatische Hilfestellungen:

– Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es nicht richtig ist, wenn Unbekannte sie in ein Gespräch verwickeln. Der Impuls, davon zu laufen, ist der richtige. Falls es festgehalten wird, ist es richtig, um Hilfe zu schreien. Und zwar „Hilfe!“, nicht „Feuer! (funktioniert in Angstsituationen nicht).

– Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind Hilfestationen auf dem Schulweg oder für den Weg zum Sport oder Freunden. Wenn ein Kind das Gefühl hat, flüchten zu müssen, erscheint der Nachhauseweg oft zu lang. Aber ein Supermarkt oder eine Apotheke in der Nähe sind gute Anlaufspunkte, um sich in Sicherheit zu bringen. Signalisieren Sie: Je mehr Menschen in der Nähe sind, desto besser. Dies muss geübt werden.

– Entführer verwenden viele Tricks nach dem Mott: „Deine Eltern hatten einen Unfall, ich soll dich mitnehmen.“ Sagen Sie Ihrem Kind, dass dies ein Trick ist. Niemand außer einem Verwandten, einem Lehrer oder Polizisten wird ihr Kind in so einer Situation aufsuchen.

– Sie können einen Notfall-Code vereinbaren, zum Beispiel ein Wort, das nur Sie und Ihr Kind kennen und das das Kind dann einfordern muss.

– Ihr Kind sollte Ihre Handynummer und die einer weiteren Person auswendig können.

– Wenn ein Kind um Hilfe klingelt, ist es gut, mit der ganzen Handfläche alle Klingelknöpfe eines Wohnblocks zu drücken.

– Entfernen Sie den Namen Ihres Kindes von Ranzen, falls dieser darauf steht. Das namentliche Ansprechen schafft schnell Nähe, vermittelt Kindern Vertrautheit.

– Wenn Kinder von Unbekannten angesprochen werden, sollen sie laut sagen: „Lassen Sie mich in Ruhe!“ und weitergehen. Erklären Sie ihnen, dass es wichtig ist, Eltern, Lehrern und Erziehern davon zu berichten. Loben Sie Ehrlichkeit!

– Eine Trillerpfeife kann nicht schaden. Manche Kinder sind zu schüchten, um zu schreien. (Auch schreiben will geübt sein!) Einige Ranzen-Hersteller integrieren bereits eine Trillerpfeife am Tragegurt des Ranzens in Brusthöhe. Das kann man auch selber machen. Klar sollte sein, dass die Pfeife kein Spielzeug und nur für den Notfall ist.

– Erwachsene sollten nicht mit Onkel und Tante betitelt werden, wenn sie es nicht sind.

Natürlich ist mit Hinweisen und Kursen längst nicht alles getan. Letzten Endes steht und fällt das Kindeswohl mit der Familie, mit einer aufrichtigen Beziehung von Eltern und Kind, einer Erziehung in Liebe und Wertschätzung. Auch sollten Kinder nie Angst davor haben, ihren Eltern oder Lehrer etwas zu erzählen. Ehrlichkeit muss gefördert werden. Kinder sollten aus ihrem Alltag erzählen wollen. Wenn ihnen jemand am Schultur ein Bonbon geschenkt hat, dann sollen sie ihren Lehrern und Eltern davon erzählen. Dann haben sie alles richtig gemacht. Auch eine einfache Dreier-Regel gibt es für Kinder mit auf den Weg: 1. Hast du Ja-/Nein-Gefühle? (Bei Nein: Hau ab!), 2. Bekonnst du Hilfe, wenn du sie brauchst? Und 3. Weiß jemand, wo Du bist?

(Anleitung zu „Kinder stark machen“ – zusammengestellt von Sozialpädagoge Udo Bartsch, Haus Nazareth)

Weitere Informationen und Tipps, wie Sie Ihr Kind besser schützen können, hier: Verein Zartbitter e.V.

(Foto: DeutscherOlympischerSportBund.de)

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