Im TSV-Lager waren sich nach Spielende des BWOL-Damenspiels beim Tabellenelften, der TuS Ottenheim, alle einig, das 26:26-Unentschieden war ein Punktgewinn und kein Punktverlust. Die Uhr zeigte die Spielzeit 56 Minuten und 37 Sekunden, als den Gastgebern von der französischen Grenze die 26:23-Führung gelang.
Keiner der 30 mitgereisten lautstarken TSV-Fans hätte zu diesem Zeitpunkt noch eine Wette auf die eigene Mannschaft abgeschlossen, doch genau 2 Minuten vor Spielende erzielte Katrin Laßlop per Tempogegenstoß – und 40 Sekunden später von Linksaußen die zwei Anschlusstreffer zum 26:25. 80 Sekunden verblieben der Schäfer/Weber-Truppe noch, Ottenheim erhielt eine 2-Minuten Strafe und nach erneutem Ballgewinn durch Nicola Baumann wurde Ronja Schwab siebenmeterreif gefoult. Leonie Scholl verwandelte den Strafwurf eiskalt zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich und noch immer blieben 40 Sekunden Restspielzeit. Die Gastgeber im Angriff, wieder erkämpfte Nicola Baumann den Ball, als sich hinter der Auswechselbank des TSV tumultartige Szenen abspielten.
Die wohl kleinste Halle der Liga war mit den ca. 150 anwesenden Zuschauern überfüllt, die Zuschauer standen bis direkt hinter den Auswechselbänken – Zuschauerbänke bis direkt an den Außenlinien und die Heimtrainer stellenweise bis zu einem Meter im Spielfeld. Dann „fiel“ ein Zuschauer auf die Birkenauer Auswechselbank, welche eine Spielunterbrechung zur Folge hatte und sich Betreuer Johannes Kern wegen etwas zu heftiger Gegenwehr die rote Karte einhandelte. Trainer Schäfer nahm eine Auszeit und Birkenau hatte in den verbleibenden 28 Sekunden sogar noch die Möglichkeit zum Sieg, die aber ungenutzt blieb.
Zu diesem hektischen und emotionalen Handballspiel hatten Moni Steffan und Co. allerdings gehörig ihren Teil dazu beigetragen, denn erneut blieben über zwei Duzend bester Torgelegenheiten ungenutzt, was ein Grund war, warum Ottenheim die gesamte Spielzeit in Führung lag. So stand es bereits nach 8 Minuten 4:0 für die Gastgeber, ehe Angelika Schulte das erste Birkenauer Tor erzielte. Nach 13 Minuten hatten Schwab, Scholl und Baumann zwar den Ausgleich markiert, doch bereits 7 Minuten später stand erneut ein 9:4-Rückstand zu Buche. Dieses Wechselbad sollte sich über das gesamte Spiel fortsetzen, die TSV-Damen liefen ständig einem Rückstand hinterher und spätestens beim 20:15-Rückstand in der 45. Minute schwanden die Hoffnungen auf etwas Zählbares. Die Trainer versuchten alles, wechselten nochmals fast komplett durch, u.a. Jula Grünewald für die erneut starke Katharina Leinert im Tor, und beorderten eine kurze Deckung für Ottenheims Haupttorschützin Hanna Steinmetz. Dies provozierte die Gastgeber zu vermehrten Schrittfehlern und Stürmerfouls, Jula Grünewald hielt fast alles, Maja Zeides traf nun viermal aus dem Rückraum und so kämpfte sich Birkenau bis auf die genannte Szene zum Spielende auf 26:23 heran.
Was man den TSV-Damen einmal mehr bescheinigen konnte, das Vokabular „aufgeben“ kann aus dem Sprachgebrauch gestrichen werden, dieser Kampfgeist sucht seinesgleichen. Am kommenden Samstag sollte im Heimspiel gegen Deizisau dennoch die Trefferquote deutlich verbessert werden, um die Tabellenführung weiterhin behaupten zu können.
TSV Birkenau:
Katharina Leinert und Jula Grünewald im Tor, Monika Steffan, Katrin Laßlop 5, Mona Göttmann 2, Leonie Scholl 4/2, Nicole Gölz, Linda Schäfer 2, Ronja Schwab 1, Lena Kahnert 1, Maja Zeides 4, Michelle Gerhard 1, Nicola Baumann 3/1, Angelika Schulte 3
(Bericht: Udo Laßlop; Foto: Armin Etzel – Archiv)