Zwei, die gut mit Frauen können: Gerold Leonhard (links) wird die Ib-Handballerinnen des TSV Birkenau in der Kreisliga trainieren, Gerd Götz übernimmt das Badenligateam.
Freunde sucht man sich heutzutage auch schon mal im Internet und auch wer einen neuen Partner kennenlernen will, nutzt immer öfter dieses Medium. Da ist es auch kein Wunder, wenn eine Mannschaft auf diesem Weg zu ihrem neuen Trainer kommt. Gerd Götz wohnt 98 Kilometer von der Langenberghalle entfernt. Doch für den TSV Birkenau, mit dessen Vereinsphilosophie er d’accord geht, ist dem Mann aus dem pfälzischen Annweiler kein Weg zu weit.
Trainerkollege Gerold Leonhard, der von der HSG Weinheim kommt und in Birkenau Frauen-Ib-Trainer wird, hat es näher. Er wohnt in Nieder-Liebersbach und kennt den Verein aus dem Effeff. Außerdem kennt er sich mit Frauen aus, das sollten Frau Claudia und die drei Töchter bestätigen können. Warum die beiden Männer lieber Frauenteams trainieren und der TSV Birkenau für sie der Idealverein ist, das erfuhren wir bei einem lockeren Gespräch im Foyer der Langenberghalle, zu dem sich auch A-Jugend-Trainer Michael Weber und die Frauen-Verantwortliche Irmgard König gesellten.
Die Trainersuche früher basierte auf Kontakten, Hallenbesuchen und Telefonaten. Heute findet man sich im Internet, ist das der neue Weg?
Gerd Götz: Für mich war er das. Ich kannte in der Pfalz jede Halle, jeden Verein, jede Mannschaft. Hier war ich 18 Jahre lang aktiv. Deshalb war das Medium Internet für mich das Optimale. Ein kurzer Blick auf die Homepage hat auch gereicht, um zu wissen, dass der TSV Birkenau eine hervorragende Adresse ist.
Warum?
Götz: Die Philosophie stimmt. Es gibt zwei Arten von Vereinen. Die einen kaufen sich ab einer bestimmten Spielklasse zusammen, die anderen setzen auf die eigene Jugend. Diesen letzten Weg bin ich bisher gegangen und gehe ihn in Birkenau weiter. Man muss als Verein wissen, was man will. Und die Jugendarbeit in Birkenau ist so hervorragend, da ist es wichtig die eigenen Spielerinnen zu halten.
Gerold Leonhard: Das ist es, was ich an Birkenau so schätze. Der TSV kann durchgängig von ganz unten bis oben etwas bieten. Bisher musste ich mir meine Mannschaft immer basteln, in Birkenau bekomme ich das Team auf dem Präsentierteller. Ich muss nicht wieder ganz von vorne anfangen.
Sie haben beide, genauso wie A-Jugend-Trainer Michael Weber, bisher mit wenigen Ausnahmen nur Frauenteams trainiert. Was ist daran so anders?
Leonhard: Die Trainer sind besser. Nein, im Ernst: Frauen spielen einen anderen Handball, er ist viel technischer, bei den Männern prägen mehr Kraft und Kondition das Spiel.
Götz: Die Intensität ist vergleichbar, aber was ich gemerkt habe, ist, dass Frauen komplexe Übungen schneller verstehen. Allerdings nehmen Frauen Kritik auch viel persönlicher als Männer. Trotzdem komme ich mit Frauen besser aus, das sagt auch meine Frau.
Michael Weber: Was für mich den Reiz ausmacht, ist, dass man eben nicht zwei Rückraum-Ochsen hat, die im Angriff schon alles richten und man hinten mit einer 6:0-Deckung alles dicht machen kann. Als Frauentrainer muss man immer improvisieren und sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um das Optimum herauszuholen.
Sind Frauen auch idealistischer?
Weber: Mit Sicherheit, schon weil nicht so viel Geld im Spiel ist.
Irmgard König: Klar ist das so. Wir machen den Hallenverkauf selbst, helfen bei der Kerwe oder unserem Turnier. Alle müssen ihren Teil dazu beitragen, den finanziellen Rahmen zu erfüllen. Das ist als Frauenmannschaft schwer genug.
Der TSV leistet im weiblichen Jugendbereich Hervorragendes und gehört zu den Spitzenadressen im Badischen Handball-Verband. Strebt Birkenau vielleicht sogar im Frauenbereich einmal die Vormachtstellung an?
König: Diese Frage werde ich sicher nicht im Ja beantworten. Wir wollen mit einer jungen Mannschaft in der Badenliga so weit vorne wie möglich landen und unsere eigene Jugend im Verein halten. Das ist das primäre Ziel.
Weber: Die Nummer 1 im BHV zu werden, das könnten wir finanziell gar nicht. Die Baden-Württemberg-Oberliga stellt für uns eine Art Schmerzgrenze dar. Alles was höherklassig ist, wäre finanziell Harakiri und würde auch unser Konzept – eben nur noch auf eigene Talente zu setzen – ja wieder sprengen.
Das heißt, es wird für die erste und zweite Mannschaft in der nächsten Saison keine externen Neuzugänge geben?
Leonhard: Die brauchen wir nicht. Es kommen sechs Spielerinnen aus der A-Jugend in die Aktivität. Für die erste Mannschaft in der Badenliga und die zweite in der Kreisliga stehen uns 33 Spielerinnen zur Verfügung.
König: Das ist natürlich auch für den Verein klasse, wenn die eigenen Spielerinnen für eine extreme Identifikation sorgen.
Durch die neue Hermann-Sattler-Halle sind jetzt sicher alle Mannschaften mit Trainingszeiten versorgt.
König: Es gibt immer noch Überschneidungen bei den Trainingszeiten, denn nach dem Bau wollten andere unsere Trainingszeiten in der Langenberghalle. Dafür mussten wir kämpfen. Aber wie man sieht, lohnt es sich.
(Quelle & Foto: Weinheimer Nachrichten, Artikel vom: 27.05.2010)