Fachtagung: „Gewalt und Konflikte im Sport“

Auf großes Interesse stieß die Fachtagung zum Thema „Gewalt und Konflikte im Sport“, zu der unter Schirmherrschaft von Landrat Matthias Wilkes der Sportkreis Bergstraße in Lorsch eingeladen hatte. Maßgeblich unterstützt wurden Vorbereitung und Durchführung von dem durch die Hessische Landesregierung gerufenen „Netzwerk gegen Gewalt“, das im Bereich Südhessen von der Bensheimer Kriminalbeamtin Christine Klein repräsentiert wird.

Der Sportkreis, so dessen Vorsitzender Günter Bausewein bei seiner Begrüßung der mehr als 50 Teilnehmer aus dem Kreisgebiet, handelte aus der Erkenntnis heraus, dass es Konflikte und Gewalt dort gibt, wo Menschen aufeinandertreffen: zuhause, in der Schule, in der Öffentlichkeit, aber auch im Sport.

Vermeintlich seien nur bestimmte Sportarten wie Fußball von Gewalt betroffen. Doch der Schein trüge – keine Sportsparte sei gänzlich ausgenommen. Im Sport erlebten Kinder Gewalt durch Ausgrenzung. Jüngste Berichte zeigten, im Sport komme auch Kindeswohlgefährdung vor. „Mit der Einbeziehung des Sports in vielfältige Maßnahmen der Gewaltprävention wurde und wird der zunehmenden Gewaltbereitschaft, dem Rechtsextremismus und der Fremdenfeindlichkeit der Kampf angesagt“, sagte er.

Trainer und Übungsleiter müssten bei der Bewältigung der Probleme sensibel mit den Konflikten in der Gruppe umgehen. Vorstände müssten ihre Vorstandsarbeit auch auf diese Aspekte einrichten. Die Potenziale der über 87 000 Sportvereine mit ihren über neun Millionen Kinder und Jugendlichen müssten noch bewusster genutzt werden. Ohne Zweifel würden die Sozialleistungen der Sportvereine für ihre jungen Menschen auf Grund der gesellschaftlichen Veränderungen zunehmen müssen.

Mit seinem Eröffnungsstatement „Sportverein – Schutzimpfung gegen Gewalt?“ gab Professor Gunter A. Pilz von der Leibnitz-Universität Hannover einen wissenschaftlich fundierten Einblick in die Erforschung des Gewaltphänomens, den Aufbau von Netzwerken zu dessen Eingrenzung und praktische Tipps, mit denen die zu bewältigende Zukunftsaufgabe nachhaltig gelöst werden könne. Ergänzt wurde dies mit der Vorstellung von Serviceangeboten der Sportjugend Hessen, die Angelika Ribler vermittelte und den Teilnehmern als Grundlagen für die Arbeit vor Ort empfahl.

Praxisnah ging es beim Round-Table-Gespräch zu, an dem sich mit Lutz Wagner ein ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter, Rudi Köhler, der Fanbeauftragte von Eintracht Frankfurt, Günther Kuch, Präsident der TSV Auerbach, und Angelika Ribler beteiligten. Trainerlegende Klaus Schlappner gab aus dem Publikum interessante Anregungen.

Schirmherr Landrat Matthias Wilkes gratulierte dem Sportkreis zum Mut, das Thema Gewalt und Gewalt im Sport öffentlich aufzugreifen. Der Kreis versuche mit seinen Programmen „Das Baby verstehen“ und „Keiner fällt durchs Netz“ bereits bei Kleinkindern möglichen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.

In vier Workshops wurden am Nachmittag der Tagung erfolgreiche Präventionskonzepte mit praktischen Übungen präsentiert. Im Einzelnen ging es um Deeskalation von Konflikten und Gewaltsituationen bei Beleidigungen und Provokationen, um Tips für Trainer und Betreuer für die Kommunikation mit den Mannschaften, die Kindeswohlgefährdung und sexuelle Gewalt im Sport und um den Rechtsextremismus in der Region. Auf großes Interesse stieß das vom Jugendkoordinator bei der Polizeidirektion Bergstraße, Peter Hoffmann, vorgestellte Präventionsprojekt „Couragisten“, in dem auch Jugendliche mitwirkten.

Deutlich wurde, dass der Erfolg der Kampagne gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit mit der weiteren Förderung des Ehrenamtes unterstützt werden muss und dass für die Bewältigung dieser speziellen Aufgaben die volle Unterstützung von Sport- und Jugendverbänden sowie von Politik und Wirtschaft benötigt wird.

Erfreulich, dass der Hessische Judo-Verband sich am Tag nach der Tagung an Ort und Stelle in Lorsch in einer weiteren Veranstaltung für Trainer, Übungsleiter und interessierten Mitgliedern dem Thema „Prävention von sexueller Gewalt auf der Judomatte“ widmete. du

Weitere Informationen im Internet unter www.Netzwerk-Gegen-Gewalt.de.

(Quelle: Weinheimer Nachrichten, 08.11.2010)

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