Protestwelle zur neuen Abseitsregel

Wltmeisterschaft Fußball Linienrichter mit Fahne in der Hand

Am vergangenen Sonntag hatten die Verantwortlichen des Jugendausschusses des Deutschen Handballbundes die neue Regel für den Jugendspielbetrieb (E- bis B-Jugend) verabschiedet. Nur wenige Minuten nach Veröffentlichung der ersten Mitteilung des Pressesprechers Tim Oliver Kalle zur geplanten Abseitsregel im Jugendbereich prasseln die Wellen der Empörung nur so auf die Geschäftsstelle des Deutschen Handballbundes ein. „Uns haben insgesamt 203 Mails von Vereinen und Verbänden erreicht, das Telefon steht kaum noch still“, so der sichtlich überraschte DHB-Sprecher am Montagmittag.

Ziel der für die kommende Saison angedachten Änderung im Regelwerk war die Fokussierung des Spiels auf das 6-gegen-6 und die Schulung im Verhalten der zweiten und dritten Welle. Zu oft hatten Trainer und Funktionäre in den letzten Jahren kritisiert, dass sich Mannschaften über Steilpässe und Tempo-Gegenstöße einen Vorteil verschaffen würden und dieser im normalen Spielverhalten nicht aufzuholen wäre. Gar von „Wettbewerbsverzerrung“ sprachen Kritiker.

Die neu eingeführte Abseitsregel ist bisher von den Sportarten Fußball, Rugby und Eishockey bekannt. Die Grundregel ist relativ simpel: Ein Spieler steht dann im Abseits, wenn er bei Ballabgabe näher zum gegnerischen Tor steht als zwei Verteidiger. Zu den Verteidigern gehört in diesem Fall auch der Torhüter. Knifflig wird die Abseitsregel, weil der Spieler nicht im Abseits ist, wenn er auf gleicher Höhe mit dem vorletzten Verteidiger steht. Im Fußball gilt diese Regel über das gesamte Spielfeld, für das Handballfeld wählten die Verantwortlichen des Jugendausschusses eine abgewandelte Form: wirft ein Torwart den Ball direkt aus dem Kreis heraus oder ein Spieler außerhalb des Kreises in die gegnerische Spielfeldhälfte und alle Abwehrspieler wären aus ihrer Hälfte herausgetreten, so wäre dies Abseits. Demnach dürften zukünftig nur noch kurze Pässe gespielt werden und die gesamte Mannschaft würde sich im 6-gegen-6 gegenüber stehen.

„Wie sollen die Schiedsrichter das von ihrer Position aus sehen?“, kritisieren Schiedsrichterwarte das Vorhaben des DHB. „Wir haben schon jetzt Schwierigkeiten, gerade im Jugendbereich, alle Spiele mit Schiedsrichtern zu versorgen – wie sollen wir da womöglich noch Linienrichter einsetzen?“ – ein Problem, dass die Verantwortlichen durch Eltern oder Betreuer lösen wollen, wie es bereits im Jugendfußball seit Jahren erfolgreich praktiziert wird.

„Das kann doch nicht euer Ernst sein“, schimpft ein Vereinsvertreter aus dem hessischen Handballverband, der den Reiz am schnellen Handballspiel verloren sieht. Ein anderer, diesmal vom Württembergischen Verband ergänzt, „da kommt man doch nie zu einem richtigen Spiel – ständig wird abgepfiffen!“ Die Regel setzt genau dort an, so der Jugendausschuss weiter: der schnelle Konter erfolgt nicht durch einen einzigen Spieler, sondern die ganze Mannschaft ist beteiligt – der Ausschuss sieht darin großes Potenzial, gibt aber selbst zu, an der ein oder anderen Ecke noch ein wenig feilen zu müssen. Ab September 2014 soll die Regel in allen Landesverbänden umgesetzt werden.

Für DHB-Präsident Bauer ist der Regelentwurf ein weiterer Schritt in die richtige Richtung des neuen Konzeptes „Perspektive 2020 – Dem deutschen Handball eine Zukunft geben“ – „Wir müssen auch einmal Neues wagen und alte Muster hinter uns lassen! Ich gratuliere dem Jugendausschuss zu diesem gelungenen Vorschlag.“

Schon in den Jahren zuvor hatten sich die Verantwortlichen einiger Handballkreise im Nachwuchsbereich zu Regeländerungen durchgerungen. So wurde das „2x 3-gegen-3“ in der E-Jugend eingeführt und von den Vereinsverantwortlichen positiv aufgenommen. Auch hier stand die effektive Möglichkeit zur Objektivierung des individuellen Spielverhaltens im Vordergrund.

Der Deutsche Handballbund möchte die kritischen Worte aus den Vereinen und Verbänden ernst nehmen und hat daher zu einer Sondersitzung im Rahmen des Länderspiels der Männer am Freitag, 04. April 2014 in der EWE-Arena Oldenburg eingeladen. In der Sitzung der Jugendkommission am Samstag, 05. April 2014 wollen die Verantwortlichen dann eine endgültige Entscheidung fällen.

Das Anmeldeformular für die Sondersitzung am Freitag, 04. April 2014 um 17 Uhr in Oldenburg kann hier heruntergeladen werden.

Wer an der Sitzung nicht teilnehmen kann, kann seine Stimme Pro/Kontra „Abseitsregel“ vorab hier abgeben.

(Quelle: DHB.de, 31. März 2014)

Wer es noch nicht weiß: das war natürlich ein Aprilscherz 🙂 Wir hoffen, ihr wart wenigstens ein bisschen amüsiert…

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